Amrit


Kaiserschnitt

„Bis kurz vor knapp habe ich mir vorgenommen, meine Kinder auf natürlichen Weg zu entbinden und mich gegen einen Kaiserschnitt gesträubt…“

So in etwa klingen die Gedanken vieler Frauen, die dann doch aus verschiedenen Gründen davon absehen müssen.

Weil Amrit Zwillinge erwartete, war bei den Arztterminen ein möglicher Kaiserschnitt häufiges Thema. Doch für sie kam dieser nicht in Frage. „Ich habe mich total lange dagegen gesträubt, weil ich so Angst vor dem Kaiserschnitt hatte. Die Vorstellung, dass da jemand mein Bauch aufschneidet…“ Doch die Babys standen, wenn man so will, beide auf ihren eigenen Füßen und ließen sich auch durch Maßnahmen wie osteopathische Handkniffe, Akkupunktur und die verrücktesten Turnübungen nicht wenden. „Sie haben sich einfach nicht überreden lassen, sich zu drehen.“

In der 36. Schwangerschaftswoche kündigte sich der Geburtsbeginn durch Wehen an. Erst als Amrit von den Ärzten hörte, dass der Versuch die Kinder in dieser Lage zur Welt zu bringen zu gefährlich wäre, rückten ihre Ängste in den Hintergrund und die Sicherheit und das Wohl der Kinder bekam Vorrang. Ihr Mann war die ganze Zeit während der Geburt bei ihr. Anschließend wurden die Kinder zur Überwachung auf die Kinderstation verlegt und es ging ihnen, als „späte Zwillings-Frühchen“ verhältnismäßig gut.

Nach der Operation wurde Amrit empfohlen die Narbe zweimal am Tag etwas zu kneten, um sie geschmeidiger zu machen. Bis heute nimmt sie diese sehr bewusst wahr.

„Irgendwie mag ich die Narbe, weil sie mich mit meinen Töchtern verbindet und sie erinnert mich daran, dass ich meine Angst überwinden konnte“.

Aus ästhetischer Sicht blickt sie neutral darauf. Emotional hat sich das Gefühl glücklicherweise etwas gewandelt. Denn es dauerte ungefähr sechs Monate bis Amrit sich angekommen fühlte und Geschehenes verarbeitet hatte. Ihre Mädchen waren zuerst von ihr getrennt, um ärztlich untersucht zu werden. „Ich dachte, sie werden mir nach dem ersten Check gebracht und auf die Brust gelegt, doch das war nicht der Fall. Stattdessen kamen sie auf die Frühchen- Station und ich in ein anderes Zimmer.“

Dieses Vorgehen, diese Strukturen, arbeitete lange Zeit sehr in ihr. In den ersten Wochen und Monaten funktionierte sie nur um den Alltag bestmöglich unter einen Hut zu bekommen. Anders als bei ihrem ersten Kind blieb nach der Geburt der Zwillinge kaum Zeit um eine körperliche Bindung aufzubauen, zu genießen, zu verinnerlichen und um anzukommen.

Amrit nahm die Möglichkeit wahr, durch ein Bonding-Bad versäumtes nachzuholen. Dieses half ihr das Bedauern, dass die Geburt nicht wie gewünscht verlief, zur Dankbarkeit und mit positivem Blick in die Zukunft zu wenden.

„Manchmal ertappe ich mich wenn ich so daliege heute noch dabei, wie ich die Narbe aus Gewohnheit massiere, als habe ich zu ihr über die Zeit eine besondere Beziehung aufgebaut.“




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