Inga leidet an der Erbkrankheit Multiple Endokrine Neoplasie. Bei dieser Erkrankung treten gutartige Tumore auf, meistens an Organen, die Hormone produzieren. Nachdem die Krankheit 2014 bei Ingas Mutter diagnostiziert wurde, ließen Inga und ihre Geschwister sich ebenfalls darauf testen. Sie selbst und eine ihrer Schwestern waren positiv, die zwei anderen Geschwister negativ. Direkt nach der Diagnose wurde bei Inga der erste Tumor an der Bauchspeicheldrüse entdeckt. Eigentlich sollte dieser umgehend entfernt werden, doch die OP schob Inga fast zwei Jahre vor sich her. „Ich hatte Angst die Kontrolle abzugeben. Man legt sich unters Messer und weiß gar nicht was mit einem geschieht.“ Ein weiterer Tumor bildete sich an der Nebenschilddrüse und sollte direkt nach der Bauchspeicheldrüse operiert werden. „Das habe ich dann noch länger vor mir her geschoben, weil es halt etwas ist, was man dann sieht. Es ist am Hals, es ist öffentlich. Und ich hatte auch Angst, meine Stimme zu verlieren. Meine Mama hatte die gleiche OP und die musste danach zur Logopädie um ihre Stimme wiederzubekommen. Aber es gibt auch Leute die ihre Stimme nicht wieder bekommen. Und das hat mir die meiste Angst gemacht.“
Ingas Narben sind nun ein Teil von ihr, ihrer Geschichte und auch ihrer Zukunft. Bisher sind es zwei Narben doch ihr ist bewusst, dass weitere dazu kommen können. Und auch wenn sie weiß, dass diese Narben nun zu ihr gehören, fällt es ihr schwer sie zu akzeptieren. Insbesondere ihr Narbe am Hals, noch frisch und immer öffentlich sichtbar, fühlt sich für Inga wie ein Fremdkörper an. „Als ich am Anfang in den Spiegel geguckt habe, habe ich mich schon erschrocken. Ich musste erst einmal schlucken. Das sah schlimm aus.“
Ingas Narben sind jedoch nicht nur ein ästhetisches Problem für sie. Sie sind auch eine ständige Erinnerung an eine Krankheit, von der sie nicht ihr Leben bestimmen lassen möchte.