Traute


Organspenderin

Traute wusste schon lange, dass ihr jüngere Schwester Ute an einer chronischen Erkrankung der Leber litt. Doch als diese sie im Dezember 2001 darum bat sich für eine mögliche Organspende testen zu lassen, kam das überraschend. „Wir wussten das zwar alle, aber irgendwie verdrängt man es ja auch. Ute wurde immer gelber und hat uns auch erzählt, dass sie auf dieser Warteliste ist, aber dass es eben dauern würde. Da war uns aber auch noch nicht klar wie notwendig die Transplantation ist und wie schnell das eigentlich gehen müsste.“
Ute stand auf der Warteliste von Eurotransplant für eine Spenderleber, die Chancen auf ein passendes Organ in kürzester Zeit waren jedoch gering. Die Ärzte sahen die beste Chance in einer Lebendspende und so stimmte Traute ohne Zögern zu, sich dafür testen zu lassen. Sie ging für eine Woche ins Krankenhaus und nach diversen Untersuchungen stand fest, dass sie die perfekte Spenderin für ihre Schwester wäre. „Es stand vorher durch die Blutgruppe fest, dass ich passen könnte. Ich habe 0, ich kann an alle spenden. Das war schon mal gut. Und dann haben die mich untersucht. Meine Leber war groß genug. Das wurde ja ganz genau gemessen und kam genau hin, damit ich dann selber nicht zu wenig habe.“ Bereits zwei Monate später erfolgte die Transplantation im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

„Ich habe mich da richtig drauf vorbereitet. Ich habe Sport gemacht. Ich habe aufgehört zu trinken. Ich habe nicht mehr geraucht. Ich wollte, dass sie ein gutes Stück Leber von mir kriegt. Angst hatte ich gar keine. Dafür bin ich viel zu optimistisch.“

Traute und Ute feiern in diesem Jahr ihren 19. gemeinsamen „Lebertag“ und sind sich sehr bewusst, welches Glück sie gehabt haben. Denn leider verläuft nicht jede Geschichte so komplikationslos wie diese. Ute hatte in den 19 Jahren nie eine Abstoßungsreaktion und ihr Körper hat das Organ ihrer Schwester von Anfang an gut angenommen. Auch Traute spürt keinerlei körperliche Einschränkungen durch ihre Spende und hatte mit der großen Narbe von Anfang an keine Probleme. Neben den körperlichen Risiken kann eine Lebendspende auch zu emotionalen Veränderungen in der Beziehung führen, zum Beispiel durch das Gefühl der Abhängigkeit oder ein Schuldverhältnis. Doch für Traute war auch das nie ein Thema: „Ich wollte nie besondere Dankbarkeit dafür haben, denn ich hatte ja genau so viel davon. Ich habe so viel von Ute gelernt, weil sie ganz anders ist als ich. Sie hat selber viele Therapien gemacht und dadurch habe auch ich ganz viel gelernt und erfahren. Sie hat mir letztendlich alles irgendwie zurückgegeben, was ich vielleicht körperlich gegeben habe.“ 

„Es war für mich sofort klar, dass ich das mache. Wir waren uns so nah. Wir waren ja nicht nur Schwestern, sondern auch Freunde.“




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