Johanna war knapp über ein Jahr alt, als sie Anfang September 1998 mit ihrer Schwester in der Küche unter dem Tisch spielte und neugierig an einem Kabel zog. Es gehörte zu dem Wasserkocher, der gerade fertig gelaufen war. Dieser kippte um, sodass das frisch aufgekochte Wasser über ihren Körper lief.
Johanna kam umgehend ins Krankenhaus. Sie weiß aus Erzählungen, dass ihre Wunden damals mit Flamazine behandelt und ihre Mama in die schmerzlichen Therapiemaßnahmen eingebunden wurde. Weil das verbrühte Areal jedoch mehr als 5 % des Körpers betraf, wurde sie nach wenigen Tagen mit dem Hubschrauber in die Schwerbrandzentrale nach Kassel transportiert. Dort angekommen entfernten die Ärzte umgehend das bisher verwendetet Material, welches mit ihrer Haut verklebt war und den „Schaden“ nur vergrößert hatte. Eine Hauttransplantation war unumgänglich. Johanna wurde Haut des Kopfes an den Rücken verpflanzt und sie lag fünf Wochen auf der Intensivstation.
Johanna wurde vier weitere Jahre durch Physiotherapien und Maßnahmen wie den Kompressionsanzug begleitet. „Ich glaube, in den ersten Schuljahren habe ich nicht weiter über meine Narben nachgedacht und auch keine negativen Erfahrungen mit Mitschülern gemacht.“, erzählt sie. Früh entdeckte sie das Schwimmen als Hobby für sich und so kamen auch ihre damaligen Freundinnen direkt mit ihren Narben in Kontakt. Manche übernahmen nach dem Schwimmen das Trocknen und Eincremen und zeigten keine Berührungsängste. Das sorgte unter anderem dafür, dass Johanna von Beginn an einen offenen Umgang mit ihren Narben pflegte.
Sehr schwer empfand Johanna jedoch die Jahre, in denen das Äußere mehr Aufmerksamkeit bekam, man sich untereinander verglich und teilweise unangenehme Blicke auf die Narben vielen. In dieser Zeit versuchte sie die Narben durch entsprechende Kleidung zu verdecken. „Zuhause flossen so manches Mal die Tränen, wenn ich für gewissen Anlässe nicht zu den schönen Kleidern greifen konnte, die andere Mädchen in meinem Alter trugen.“, erinnert sie sich.