Julia


Hüftdysplasie & Bruststraffung

Julia ist 27 Jahre alt und hat in ihrem Leben mehrere größere Operationen hinter sich. Bereits mit 14 Jahren erhielt sie ihre ersten drei großen Narben. Damals litt sie immer wieder an Hüfte- und Knieschmerzen, für die es anfangs keine plausible Erklärung gab. Als ein Arzt erkannte, dass Julias Schmerzen von einer Hüftdysplasie, einer Fehlstellung des Hüftkopfes in der Hüftpfanne, kamen, wurde sehr schnell eine Operation angesetzt. „Das Aufklärungsgespräch war für mich ganz fruchtbar. Ich hatte fürchterliche Angst und wollte das alles gar nicht. Man weiß nicht, ist man im Leben je wieder so beweglich wie vorher? Ich war eine sehr ehrgeizige Handballerin und wusste nicht, ob ich überhaupt je wieder spielen könnte. Aber ich hatte ja keine Wahl.“
Das Ergebnis dieser Operation war eine 30 cm lange Narbe an der Hüfte, eine 15 cm lange Narbe im Schambereich und eine 15 cm lange Narbe auf dem Po. Doch die körperlichen Einschränkungen waren im Vergleich zu den optischen erst einmal schlimmer. Julia durfte sechs Wochen lang nicht sitzen, ihr rechtes Bein drei Monate nicht belasten und musste anschließend wieder lernen, richtig zu laufen. Erst einige Zeit später wurde sie sich über die Ausmaße ihrer Narben bewusst.

„Wenn man jung ist, ist man noch viel offener für den Perfektionismus, von Instagram und so. Das macht schon was mit einem. Die Einflüsse sind einfach krass. Zu meiner Zeit gab es noch kein Instagram aber in den Medien war schon das Vorbild, alles makellos und glatt. Ich hätte mir gewünscht, das sich mir damals nicht so viel daraus gemacht hätte, was andere darüber denken.“

Da ihre Narbenbildung für ihren Geschmack sehr unschön war, entschied Julia sich mit 16 Jahren für eine Narbenkorrektur. „Die Korrektur habe ich komplett unterschätzt. Da wird die Narbe ausgestanzt. Und bei mir war die Narbe halt sehr breit. Danach wird die Haut komplett neu zusammen gezogen. Das hat unfassbar gezogen und die Haut war voll unter Spannung.“ Und auch danach war sie nicht wirklich glücklich mit der Narbe. Durch die Korrektur wurde die Haut so stark gespannt, dass weitere Risse, rund um die Narbe herum, entstanden.
Es dauerte fast 5 Jahre, bis Julia wieder richtig fit und mobil wurde und ihre Bewegungen gedankenlos und frei durchführen konnte. Sie fing wieder mit dem Handball, auch gegen den ärztlichen Rat. „Ich habe weiterhin Handball gespielt, entgegen der Ansagen der Orthopäden. Ich wollte mir das auch nicht nehmen lassen.“

 

Nach ihrer Hüftoperation fingen bei Julia immer stärkere Gewichtsschwankungen an. In den ersten zwei Wochen nach der Operation nahm sie 10 Kilo ab. In den Jahren darauf, als Sport wieder Teil ihres Lebens war, wurde sie immer wieder durch verschiedene Verletzungen ausgebremst. Zudem war ihr Körper immer wieder Gewichtzu- und abnahmen ausgesetzt. „Das Auf und Ab macht auch seelisch viel mit einem. Unter der Gewichtszunahme habe ich immer am stärksten gelitten. Da waren die Narben dann immer nur das i-Tüpfelchen.“
2019 entschied Julia sich dann für eine Bruststraffung. Die permanente Gewichtsschwankung hatte dazu geführt, dass ihr Brustgewebe stark gedehnt und weich war. Die Narben dieser OP entstanden direkt um die Brustwarze herum, schräg die Brust hinunter und zusätzlich noch in der Brustfalte. Und auch wenn die Narben ebenfalls nicht so gut verheilten, stört Julia sich nicht so sehr daran, wie es bei den Narben ihrer Hüft-OP war. Einerseits liegt es wohl daran, dass sie heute mit ihrem Körper zum größten Teil im reinen ist. „Mittlerweile fühle ich mich super wohl, aber die letzten Jahre waren ein großer Prozess für mich.“ Ein großer Unterschied ist jedoch auch, dass die Operation an der Brust frei gewählt war und insgesamt zur Steigerung ihres Selbstbewusstseins geführt hat. „An der Hüfte musste die OP gemacht werden und ich konnte darüber nicht mit entscheiden.“ Die Akzeptanz dieser Narben entwickelte sich sehr langsam und schleichend. Je weniger körperliche Einschränkungen sie verspürte, je normaler die Bewegungen für sie wurden, desto normaler wurde auch der Anblick der Narben. „Die Narben haben jetzt irgendwie ihre Daseinsberechtigung. Mittlerweile fallen sie mir selber gar nicht mehr so doll auf.“

„Die Narben sahen wirklich schlimm aus. Ich mochte die auch nicht anfassen. Ich mag das bis heute noch nicht gerne, weil ich da kein Gefühl drin habe. Die Haut ist taub und das finde ich komisch und sehr befremdlich.“




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